Beitrag vom 17.08.2021 (Lesezeit: ca. 3 Min.)

Die verschollene Bäckerei – Teil 1

Ein Déjà-vu?

Möchtest Du die Bilder haben?“ fragte Holger, „für Dein Familienarchiv?“ Vor mir auf dem Esstisch lagen drei vergilbte Fotografien. Holger, mein Schwager, hatte sie dort hingelegt, nachdem ich ihm und meiner Schwester Christina wieder einmal ungefragt aus unserer Familiengeschichte berichtet hatte.

Das Bild

Ich war hocherfreut: alte Familienfotos! Als ich die Bilder näher betrachtete, fesselte mich eines besonders. Das Foto zeigte eine kleine Bäckerei mit fünf Personen (offensichtlich das Personal) davor.

Erste eigene Bäckerei von Christian Brede (Familienarchiv Rzeppa – Maring)

Nicht die konventionelle Bildgestaltung oder die mir unbekannten Personen waren es, die meine Aufmerksamkeit erregten. Nein, ich war plötzlich ganz sicher: irgendwo hatte ich dieses Bild oder diese Bäckerei schon einmal gesehen! Konnte das sein? Das musste ich herausfinden.

Die Suche

Meine Spurensuche begann sofort, am Esstisch meiner Schwester und meines Schwagers. Holger hatte die Fotos von seiner Tante Christa geschenkt bekommen. Die war nun aber leider verstorben und konnte daher nichts mehr zur Spurensuche beitragen. Mein Schwager wusste noch, dass das Foto, die erste eigene Bäckerei seines Großvaters, des Bäckermeisters Christian Brede, im heutigen Bremerhaven zeigte. Er war sich außerdem sicher: der Mann in der Bildmitte war dieser Großvater. Mehr konnte er über das Bild jedoch nicht berichten. Auch ein Blick auf die Bildrückseite half nicht weiter – sie war leer. Woher also kannte ich das Bild bzw. diese Bäckerei? Vielleicht hatte mir mein Schwager einen anderen Abzug des Fotos schon einmal gezeigt? An besagtem Esstisch blätterten wir seine ganz alten Fotoalben  durch – Fehlanzeige. Nirgends tauchte ein Duplikat des Bildes auf. Hatte ich die Bäckerei vielleicht schon einmal im Original gesehen? Möglich, aber nicht sehr wahrscheinlich. Von Bremerhaven habe ich bisher vor allem die touristischen Ecken gesehen. Dieses Bild sah eher nach einem kleinteiligen Wohnviertel aus. Oder bildete ich mir vielleicht nur ein, das Bild gesehen zu haben? Ein Déjà-vu also, eine Erinnerungstäuschung? Nicht ganz ausgeschlossen, aber das wäre für mich nun wirklich nur die allerletzte Lösung.

Eine Erinnerung

Während wir – meine Schwester, mein Schwager und ich – auf diese Weise angeregt und etwas ziellos über das vor uns liegende Bild rätselten, kam eine ferne Erinnerung in mir zurück. Hatte ich nicht vor einiger Zeit im Internet nach der Familiengeschichte meines Schwagers geforscht? Ja. Unter anderem hatte ich nach Bildern der elterlichen bzw. großelterlichen Bäckerei in Bremerhaven gesucht. Vielleicht hatte ich ja da…

Sofort setzte ich mich an meinen Laptop und tippte „Bäckerei Bremerhaven historisch“ bei Google ein und klickte „Bilder“ an. Unglaublich, aber wahr – gleich als erster Eintrag erschien dieses Foto:

Bäckerei in Geestemünde 1905, Bülkenstraße 19 (Quelle: DeichSPIEGEL 2014*)

Der Fund

Das war doch genau das Bild, an das ich mich erinnert hatte. Und es zeigte ganz offensichtlich dieselbe Bäckerei, wie auf dem Familienfoto meines Schwagers. Ein Volltreffer!

Bei genauer Betrachtung stellte sich heraus: Das Bild war Teil einer Artikelserie über den Bremerhavener Stadtteil Geestemünde, die 2014 im Bremerhavener Online-Magazin „DeichSPIEGEL“* erschienen war. Aus der Bildunterschrift gingen das Entstehungsjahr des Fotos (1905) und die Adresse der abgebildeten Bäckerei hervor (Bülkenstraße 19 in Geestemünde). Ich war einen entscheidenden Schritt weiter gekommen. Es gab nun konkrete Anhaltspunkte.

Fragen

Wichtige Fragen waren aber noch zu lösen: In welchem Jahr (oder zumindest in welchem Zeitraum) war das Familienfoto aufgenommen worden? Wer waren die anderen vier Personen auf dem Foto (und ggf. auch diejenigen auf dem Bild von 1905)? Existiert das Gebäude noch und wenn ja, wie sieht es heute aus?

Fortsetzung folgt…

*DeichSPIEGEL, Das Online-Magazin aus Bremerhaven; https://www.schwiebert.lima-city.de

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